Tafel 1 Die Besiedelung des Zwota-Döbratales
Klingenthal um 1726
© Archiv Musik- und Wintersportmuseum

Tafel 1 Die Besiedelung des Zwota-Döbratales

Tafel 1

Geografisch gesehen befindet sich Klingenthal an den westlichen Ausläufern des Erzgebirgskammes. Erst Ende des 16. Jahrhunderts setzte in Klingenthal eine strukturierte Besiedlung mit dörflichem Charakter ein. Den Ausschlag dafür gaben Waldreichtum und Erzbergbau. Ein Hammerwerk wurde gegründet. Hier, am Zusammenfluss von Döbra und Zwota befand sich die erste Kernsiedlung. Die Einwohnerzahl stieg ab Mitte des 17. Jahrhunderts deutlich, als böhmische Exulanten nach Sachsen übersiedelten und die Kunst des Geigenbaus mitbrachten. Der Instrumentenbau wurde in den darauffolgenden Jahrhunderten zur wichtigsten Einnahmequelle der Bevölkerung und sorgte auch für wirtschaftlichen und kulturellen Fortschritt.


Wegen seiner natürlichen Bedingungen (Höhenlage, dichte Wälder, karge Böden, raues Klima) blieb das Zwota-Döbratal lange unbesiedelt.
Erst Ende des 16. Jahrhunderts setzten zwei ineinander übergehende Siedlungsperioden ein. Ständig steigender Eisenbedarf, Erzgänge sowie der große Holzreichtum dieser Region lockte Bergleute ins Gebirge. Von Süden her aus Richtung Böhmen hatten sie einen passfreien Zugang im Zwotatal.
Der sächsische Kurfürst August erlaubte die Errichtung eines Eisenhammers »In der Helle« und sicherte den Bergleuten geeignete Flurstücke und Holzfreiheit zu. 1591 begann Sebastian Köppel aus Schlaggenwald in Böhmen (heute Horní Slavkov) nahe der Mündung der Döbra in den Grenzfluss Zwota 1 mit dem Bau eines Eisenhammers, dem »Hellhammer« 2. Damit begann die erste Siedlungsperiode – die Hammerzeit. Bis 1597 entstanden ein Hochofen, der Eisenhammer, eine Schneidemühle, das Hammergut und ein kleiner Ort für die Hammerknechte.

Unter dem bereits dritten Besitzer des Hellhammers, Nicol Klinger aus Sachßenfeld (Ortsteil von Schwarzenberg/Erzg.), erhielt die Siedlung 1604 den Ortsnamen »Klingenthall«. Das war die Keimzelle Klingenthals. Um 1600 kamen die späteren Besitzer Klingenthals, die Boxberger aus Nürnberg, in das benachbarte böhmische Graslitz (seit 1541 Bergstadt) und betrieben dort gemeinschaftlich Bergbau. Wilhelm Boxberger, der Gründer des Graslitzer Kupferhammers an der Zwota in Richtung Klingenthal, kaufte 1621 seinem Sohn Bruder Georg Christoph von Boxberg das Klingenthaler Hammer- und Waldgut von den Klinger’schen Erben für 16.000 Gulden.

1628 brannten der Hellhammer und das Hammergut ab.Damit endete die erste Siedlungsperiode. Zu ihr gab es weitere Siedlungsansätze: flussaufwärts den Oberen Zwotahammer 3 sowie am Westabhang des Aschberges eine Glashütte 4 an der Steindöbra.

Georg Christoph von Boxberg erbaute bis 1635 oberhalb des Hellhammers westlich der heutigen evangelischen Kirche »Zum Friedefürsten« 5 ein neues Hammer- und Waldgut. Ein Hammerwerk wurde nicht wieder errichtet. Inzwischen war 1618 in Böhmen der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648) ausgebrochen. Er führte dort zur Rekatholisierung der protestantischen Bevölkerung. Jene, die nicht bereit waren, ihren Glauben zu wechseln, mussten das Land verlassen. Sie siedelten sich als Exulanten (Vertriebene um Christi Willen) grenznah auch hier im protestantischen Kurfürstentum Sachsen an. Und sie brachten den Geigenbau mit. Dieses neue Gewerbe und der Zustrom von Exulanten waren die Basis für eine nachhaltige Besiedlung in dieser zweiten Siedlungsperiode – der Exulantenzeit. Der Gebirgsort Klingenthal wurde zu einem frühen Standort des Geigenbaus im Vogtland.
Ein drittes Mal vergrößerte sich die Bevölkerung sprunghaft zum ausgehenden 19. Jahrhundert, als insbesondere Mund- und Handharmonikaproduktion neue Arbeitsplätze boten, sich im klingenden Tal eine städtische Infrastruktur bildete und die Übergänge zwischen den einzelnen Orten fließend wurden.

 

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Der Klingenthaler Tafelweg
Tafel 2 Mundharmonika, Gliersteig, Rathaus
Tafel 3 Handharmonika und Kirche
Tafel 4 Das alte und das neue Schloss, Stadtrecht
Tafel 5 Der Bahnhof Klingenthal
Tafel 6 Der Weg in die Industrialisierung
Tafel 7 Die Wiege des Wintersports
Tafel 8 Textiles Kunstgewerbe, Stickerei/Kammmacherei
Tafel 9 Musik- und Berufsschule Klingenthal
Tafel 10 Besiedlung durch Exulanten: das Quittenbach