Tafel 4 Das alte und das neue Schloss, Stadtrecht
Bildunterschrift
© Archiv Musik- und Wintersportmuseum

Tafel 4 Das alte und das neue Schloss, Stadtrecht

1591 berichten historische Quellen von der Errichtung eines Eisenhammers durch Sebastian Köppel am Zusammenfluss der Bäche Döbra und Zwota, genannt »Hellhammer«. (Anmerkung: Helle steht im damaligen Sprachgebrauch für ein tief eingeschnittenes Tal) 1604 wird für die Siedlung erstmals der Name »Klingenthall« gebraucht.

1621 wird Georg Christoph von Boxberg Besitzer von »Hammer- und Waldgut«.
1628 brennen Hammerwerk und Herrenhaus ab. Georg Christoph von Boxberg errichtet ein neues Herrenhaus auf dieser Anhöhe, welches fortan »Schloss« genannt wird.
1704 wird durch Erbteilung des Boxbergischen Besitzes zwischen dem »Hammer- und Waldgut 1. und 2. Teils« unterschieden.

Der Gutsbesitz 2. Teils

1729 erwirbt der Königl. Polnischen u. Churfürstl. Sächs. Oberförster Ludolph Kasten den Gutsbesitz 2. Teils von den Boxbergischen Erben.
1731 wird ein Gebäude, angrenzend an das schon vorhandene für die Gutsherrschaft errichtet und fortan »Neues Schloß« genannt.
1835 verkauft der damalige Besitzer, der Arzt Dr. Andreas Kasten den Gutsbesitz an vier Klingenthaler Einwohner. Das Gebäude wird vermutlich schon in dem genannten Jahr zum Gasthof umfunktioniert.
1847 brennt das »Neue Schloß« ab und wird anschließend neu errichtet.
1887/88 wird der Gasthof mit Saal als »Schützenhaus« und später als »Klingenthaler Hof« betrieben.
1987/88 erfolgt im Winter gemeinsam mit dem 1. Teil der Abriss.


Der Gutsbesitz 1. Teils:

1800 verkauft die Familie von Boxberg den 1. Teil an 14 Klingenthaler Einwohner; das Gutsgebäude wird Gasthof.
1832 Das Gebäude wird »fast abgetragen«, wieder errichtet und als »Leidert’scher Gasthof« – benannt nach dem damaligen Besitzer nun mit großem Saal weiter betrieben, in späteren Jahren erhält die Gastwirtschaft den Namen »Zum Alten Schloß«.
1939/40 sorgen umfassende bauliche Veränderungen am Eingangsbereich, wie der Anbau der Veranda und der Bau einer das gesamte Gebäude umfassenden Steinmauer mit dahinterliegendem Fußweg für das Antlitz, welches bis zum späteren Abriss erhalten bleiben sollte.
1945 wird die Gastwirtschaft »Zum Alten Schloß« durch Verkauf zum Gewerkschaftshaus; Kreiskulturhaus, später auch Kulturhaus des VEB Klingenthaler Harmonikawerke und unter den verschiedenen Besitzverhältnissen weiter als Gaststätte, Tanzlokal und Ort vielfältiger Kulturveranstaltungen genutzt.
1987/88 fällt der vordere Gebäudeteil, der eigentliche Gasthof dem Abriss zum Opfer.
1994 verschwindet mit dem Saal der letzte Teil des »Alten Schlosses« aus dem Stadtbild.


Klingenthals Versuche zur Stadt erhoben zu werden

Eng verbunden ist »Das Schloss« mit den Bemühungen der Klingen­thaler Einwohner um das Stadtrecht.

1. Versuch (1656–1660)
Seit 1620 erfolgte ein großer Zuwachs der Bevölkerung durch den Zuzug von Exulanten aus dem benachbarten Böhmen nach Klingenthal. Zusätzlich löst das willkürlich herrische Verhalten des Gutsherrn Georg Bernhard von Boxberg bei den Untertanen großen Unmut aus. Der Chronist Arthur Müller berichtet darüber so: »Die Veranlassung hierzu war damals – 1656 – gegenüber dem Lehn- und Gerichtsherrn Georg Bernhardt von Boxberg auf Klingenthal der drückenden Ableistung von Frondiensten und der Entrichtung von Naturalleistungen sowie der ungerechten und barbarischen Handhabung der Gerichtsbarkeit sich zu entziehen.« Einziger Ausweg: Die Einwohner hätten sich ihrer Frondienste durch den Kauf des Gutes befreien können, doch dazu fehlte es den Untertanen und damit auch der Gemeinde an finanziellen Mitteln.

2. Versuch (1874)
Auf Grund der in Sachsen erfolgten Reorganisation des Gemeindewesens sah der Klingenthaler Gemeinderat erneut eine Möglichkeit, durch die Annahme »der Städteordnung für mittlere und kleinere Städte« für Klingenthal die Stadtgerechtigkeit zu erbitten. Doch das zuständige Ministerium des Innern hegte Bedenken. Der Versuch schlug fehl.

3. Versuch (1895–97)
Es erfolgte ein dritter und letzter erfolgloser Versuch, die Stadtgerechtigkeit zu erlangen. Laut dem Chronisten Kurt Erich Dörfel gaben die Gemeinderäte als Begründung die weitere Zunahme der Bevölkerung, die wachsende Musikinstrumentenfertigung mit der Entstehung von größeren Industriebetrieben und die allgemein gute Geschäftslage an. Zudem verfügte Klingenthal über eine umfangreiche, dem Bürgerlichen entsprechende Infrastruktur mit Amtsgericht, Postamt und Zollverwaltung, sowie Schulen, einer zentralen Verkehrsanbindungen und sogar einer Wasserleitung. Uneinigkeiten im Gemeinderat ließen die Petition erst 1897 in Dresden eintreffen. Doch abermals erfolgte eine Ablehnung.

Am 20. Dezember 1917 fasste der Gemeinderat den einstimmigen Beschluss, ein weiteres Gesuch für die Einführung der Revidierten Städteordnung für Klingenthal einzureichen. Diesmal mit Erfolg: Klingenthal erhielt ab 1. Oktober 1919 Stadtrecht.

 

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Der Klingenthaler Tafelweg
Tafel 1 Die Besiedelung des Zwota-Döbratales
Tafel 2 Mundharmonika, Gliersteig, Rathaus
Tafel 3 Handharmonika und Kirche
Tafel 5 Der Bahnhof Klingenthal
Tafel 6 Der Weg in die Industrialisierung
Tafel 7 Die Wiege des Wintersports
Tafel 8 Textiles Kunstgewerbe, Stickerei/Kammmacherei
Tafel 9 Musik- und Berufsschule Klingenthal
Tafel 10 Besiedlung durch Exulanten: das Quittenbach