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Brand auf Billigwarenmarkt in Kraslice/Hranicna (CZ)
Mittwoch, der 11.04.2012. Es ist 18.00 Uhr und an der Wache 1 in Klingenthal werden Kameraden der Kraslicer Freiwilligen Feuerwehr erwartet. Am kommenden Samstag findet ein Wettkampf im Feuerwehrsport in Kraslice statt und man möchte nochmal gemeinsam trainieren. Gegen 18.30 Uhr wird das Training von lautem Getöse unterbrochen. Die Geräuschkulisse lässt sich schwer beschreiben, es ist eine Mischung aus Truppenübungsplatz und Silvesterfeuerwerk der besonderen Art. Der Ausgangspunkt des anhaltenden Lärmes ist leicht auszumachen. Es ist der etwa 250 m Luftlinie entfernte Markt auf tschechischer Seite. Ein tiefschwarzer Rauchpilz und Flammen stehen über dem Marktgelände. Die ersten Eindrücke lassen Schlimmes erahnen. Gemeinsam mit Karel Lisa, dem stellvertretenden Wehrleiter der Kraslicer Feuerwehr macht sich der stellvertretende Ortswehrleiter der Wache 1, Björn Jung, mit einem Fahrzeug auf den Weg. Die Rettungsleitstelle Plauen wird verständigt. Bereits auf der Anfahrt ist zu erkennen, dass es auf dem Markt lichterloh brennt. Karel Lisa informiert über sein Handy die tschechischen Stellen.
Die Lage beim Eintreffen stellt sich so dar, dass mehrere Verkaufsstände in Längsrichtung des Marktes im Vollbrand stehen. Auf eine Querreihe von Markt- ständen hat sich der Brand bereits ausgebreitet. Nach offiziellen Angaben der tschechischen Behörden werden insgesamt 30 Marktstände und mehrere PKW ein Raub der Flammen. Bis zur angrenzenden Tankstelle sind es etwa 25 Meter. Eine Brandausbreitung in diese Richtung ist zu befürchten. Zwischen den brennenden Marktständen und der Tankstelle befindet sich neben der Zufahrt nur noch ein Flachbau in Leichtbauweise und der Brand breitet sich mit rasender Geschwindigkeit aus. Die Hitzewirkung und die Rauchentwicklung sind enorm. Während die vietnamesischen Händler versuchen ihre Waren in Sicherheit zu bringen, tanken einige Unentwegte in aller Seelenruhe ihre Fahrzeuge. Kauf- bzw. Schaulustige bestaunen die Ereignisse. Björn Jung veranlasst die Schließung der Tankstelle.
Die ersten Fahrzeuge der Feuerwehr Klingenthal erreichen den Markt. Fast gleichzeitig treffen das Lösch- und das Tanklöschfahrzeug der Berufsfeuerwehr Kraslice an der Einsatzstelle ein. Unterstützt vom Kraslicer Tanklöschfahrzeug bauen die Klingenthaler Kameraden eine Riegelstellung auf, um die Brand- ausbreitung in Richtung der Tankstelle zu verhindern. Über die Drehleiter wird ein Monitor zum Einsatz gebracht. Parallel dazu sind an den Stirnseiten des Flachbaus Trupps mit Hohlstrahlrohren eingesetzt. Die Löschwasserversorgung erfolgt aus dem etwa 400 m entfernten ehemaligen Freibad Markhausen. Der Schlauchwagen verlegt 2 B-Leitungen. Das Löschfahrzeug der Wache 3 versorgt die Einsatzstelle bis zur Restablöschung über einen Zeitraum von reichlich 2 Stunden stabil mit 1600 Liter Löschwasser pro Minute. Der stellvertretende Gemeinde- wehrleiter, Jan Künzl, fungiert als Abschnittsleiter Löschwasser- versorgung. Die Riegelstellung wird durch das Tanklöschfahrzeug der Wache 3 ergänzt. Im Verlauf des Einsatzes bekämpfen insgesamt 6 Trupps unter Atemschutz den Brand, eine Rettungssäge findet Verwendung und 58 B- und 20 C-Schläuche werden verlegt. Mit Einbruch der Dunkelheit erfolgt die Ausleuchtung der Einsatzstelle über das Drehleiterfahrzeug. Der Grenzübergang bleibt bis weit in die Nach hinein geschlossen. Nach erfolgter Restablöschung verlassenen gegen 21.30 Uhr die 40 Einsatzkräfte der Feuerwehr Klingenthal mit ihren 7 Lösch- und Sonderfahrzeugen die Einsatzstelle, um in ihren Gerätehäusern die Einsatzbereitschaft der Fahrzeuge und Geräte herzustellen.
Für die tschechischen Feuerwehren wurde ein Alarm der Stufe 2 ausgelöst. Vor Ort sind Kräfte der Berufsfeuerwehren Kraslice und Sokolov, vier freiwillige und eine Betriebsfeuerwehr mit insgesamt 40 Einsatzkräften und 11 Lösch- und Sonderfahrzeugen. Der Einsatztaktik der tschechischen Feuerwehren entsprechend kommen vorrangig Fahrzeuge zum Einsatz, die große Mengen Löschwasser mitführen. Eine Unterteilung des Marktes in Einsatzabschnitte ergibt sich nahezu von selbst. Während die Klingenthaler Kräfte aus Richtung des Grenzüberganges tätig werden, entwickeln die tschechischen Kräfte ihren Löscheinsatz von der gegenüberliegenden Seite des Marktes her. Dieses aufeinander abgestimmte Vorgehen macht es möglich, dass sich der Brand nicht auf weitere Reihen von Marktständen oder Gebäude ausbreitet.
Es grenzt fast an ein Wunder, dass es keine Verletzten gegeben hat. Neben immer wieder detonierenden und umher fliegenden Feuerwerkskörpern befanden sich in vielen Marktständen zu deren Beheizung Flüssiggasflaschen. Im Rahmen der Restablöschung wurde das Ausmaß der Gefährdung erst richtig sichtbar.
Die Verständigung war das geringste Problem. Sie erfolgte in tschechischer, deutscher und englischer Sprache, notfalls halfen auch Gesten. Im Verlauf des Einsatzes konnten wir dann auf unseren bewährten Dolmetscher Werner Rödling zurückgreifen, der aus Kraslice an die Einsatzstelle eilte.
Das mediale Interesse an diesem Einsatz war sehr groß. Wir konnten wieder einmal feststellen, dass eine sachliche Darstellung und Fakten für Boulevard- zeitungen eher untergeordnete Bedeutung haben.
Abschließend ist noch zu sagen, dass die Klingenthaler Feuerwehr- sportmannschaft am 14. April beim Wettkampf in Kraslice einen vierten Platz belegt hat.
Der Kraslicer Bürgermeister, Zdenek Brantl, dankte uns in diesem Rahmen herzlich für den grenzüberschreitenden Einsatz der Klingenthaler Feuerwehr.
Gemeindewehrleiter
Roland Jung
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Titel: | Grenzüberschreitender Einsatz der FF Klingenthal |
Druckdatum: | 21.11.2024 |