Tafel 7 Die Wiege des Wintersports
Die Aschbergschanze 1959, kurz nach ihrem Bau
© Archiv Musik- und Wintersportmuseum

Tafel 7 Die Wiege des Wintersports


1886 wurden in Klingenthal die ersten Paar Ski gebaut: Oberlehrer Erwin Beck erhielt eine Postkarte aus Norwegen auf welcher Skier abgebildet waren. Diese ließ er sich nachbauen und wurde fortan ein begeisterter Skiläufer. Seine Begeisterung gab er beim Skiunterricht weiter und so dauerte es nicht lange, bis im schneereichen Gebiet am Aschberg viele Einwohner dem damals noch neuartigen sportlichen Vergnügen nachgingen.

1908 erfolgte die Gründung des Wintersportvereins Klingenthal-Aschberg. 1913 wurde im Dürrenbachtal die erste größere Schanze gebaut. 1921 erhielt die Schanze im Rahmen der Austragung der Sächsischen Meisterschaften den Namen »Reinhold-Glaß-Schanze« Am 5. Januar 1924 wurde die C. A. Seydel-Schanze geweiht. 1928 war Walter Glaß I. der erste Teilnehmer Klingenthals an Olympischen Winterspielen (St. Moritz/ Schweiz). 1929 richtete Klingenthal erstmals die Deutschen Ski-Meisterschaft aus. Per Eisenbahn kamen am Bahnhof Klingenthal zwischen dem 31. Januar und 3. Februar 21.730 Fahrgäste an, davon allein 15.800 am 3. Februar, dem Tag der Sprungkonkurrenz. Am 15. Januar 1933 fand die Weihe der Vogtlandschanze statt.

Der Zweite Weltkrieg brachte den Skisport in Klingenthal fast zum Erliegen. Die Liste der toten und verwundeten Skisportler aus dem Aschberggebiet ist lang.

1949 war Klingenthal Ausrichter der ersten Sachsenmeisterschaften nach Kriegsende.
1956 belegte der Klingenthaler Harry Glaß bei den VII. Olympischen Spielen in Cortina d’ Ampezzo (Italien) im Spezialspringen Rang 3 und ist damit der erste deutsche Olympia­medaillengewinner im Nordischen Skisport. Am 4. Dezember 1957 erfolgte die Gründung des SC Dynamo Klingenthal.
Am 1. Februar 1959 wurde die Große Aschbergschanze geweiht. Den Weihesprung vollzog Harry Glaß. Etwa 70.000 Besucher verfolgten den darauf folgenden Sprungwettkampf, welchen Helmut Recknagel (Oberhof) für sich entscheiden konnte.

1960 holte Helmut Recknagel mit in Klingen­thal von Max Poppa gefertigten Sprungskiern bei den VIII. Olympischen Spielen in Squaw Valley (Kanada) den Olympiasieg im Spezialsprunglauf.
Skier aus Klingenthal waren längst begehrte Sportgeräte. Aus den einst zahlreichen privaten Werkstätten wurde zu DDR-Zeiten die PGH »Aschberg-Skiwerkstätten« mit dem Markennamen »Aschberg-Ski« (später »Germina«). So verstehen sich die begeisterten Klingenthaler nicht nur in der erfolgreichen Ausübung des Sports, sondern auch in der Herstellung der dazu notwendigen Ausrüstung.

Die 1970er und 1980er Jahre waren geprägt von den erfolgreichen Sportlern des SC Dynamo Klingenthal. Besondere Höhepunkt waren der Sieg von Gerd Dietmar Klause 1975 beim
Wasalauf (Mora, Schweden), der Gewinn der ersten Olympischen Goldmedaille für Klingenthal durch Marlies Rostock mit der DDR-Langlauf-Staffel 1980 in Lake Placid (USA), der Vier-Schanzen-Tournee-Sieg von Manfred Deckert 1982 sowie der Skiflugweltmeister-Titel von Klaus Ostwald in Harrachov (ČSSR) 1983.

1989 fand auf der Großen Aschbergschanze das letzte DDR-Meisterschaftsspringen statt. Es gewann der Oberwiesenthaler Jens Weißflog vor dem Klingenthaler Heiko Hunger.

Am 26. September 1990 wurde der Anlauf der »Asch« gesprengt. Engagierte Wintersportfans strebten fortan den modernisierten Wiederaufbau an.

Den Klingenthalern gelang nach schwierigen Jahren der Neuordnung die Standortsicherung des Nordischen Skisports. Seit 13. September 1997 nennt sich der Zusammenschluss aus ehemals drei Wintersportvereinen »Vogtländischer Skiclub Klingenthal« (VSC).
2002 gewann die deutsche Staffel der Nordischen Kombination Mannschafts-Silber bei den XIX. Olympischen Spielen in. Salt Lake City (USA). Mit Björn Kircheisen und Marcel Höhlig hatten zwei der vier Mannschaftsmitglieder ihre sportliche Laufbahn in Klingenthal begründet.
Am 21. Dezember 2005 vollzog Kevin Röder den Jungfernsprung auf der neuen Schanze in der Vogtland Arena.

In der Gegenwart ist Klingenthal Bundesstützpunkt der Nordischen Kombination und des Damenskispringens. Der Nachwuchs lernt in der »Eliteschule des Sports«.


Schanzenstandorte mit besonderen Geschichte(n):

Die Reinhold-Glaß-Schanze und das Dürrenbachtal
sind die Wiege des Skispringens in Klingenthal. Im Rahmen der 1921 erstmals in Klingenthal stattgefundenen Sachsenmeisterschaften erhielt die Schanze im Dürrenbachtal den Namen „Reinhold-Glaß-Schanze“ in Gedenken an den 1915 im Ersten Weltkrieg gefallenen gleichnamigen Wintersportpionier. Weihespringer war sein jüngerer Bruder Walter Glaß I. Fortan fanden die sogenannten Reinhold-Glaß-Erinnerungsläufe statt, welche zum Teil tausende begeistere Zuschauer anlockten. Der Schanzenrekord lag 1922 bei 25,5 Metern. In unmittelbarer Nachbarschaft der Schanze wurden Mitte der 1970er Jahre die Dürrenbachschanzen errichtet, welche bis in die 1990 er Jahre als Kinder- und Jugendschanzen besprungen wurden. Seither wurde das Gelände nicht mehr sportlich benutzt, die Anlaufanlagen sowohl der Reinhold-Glaß-Schanze als auch der Dürrenbachschanzen abgebaut.

Von der Böllerschanze zur Sparkasse Vogtland Arena
Die Böllerschanze sollte als ein Teil von „Bad Mittelberg – die Metropole im Wintersportgebiet Klingenthal Aschberg“ in die Geschichte eingehen.  „Es ist wirklich an der Zeit Überragendes zu schaffen,(…).“ heißt es eingangs beim Verfasser des Manuskripts, dem Klingenthaler Howard Willie Meisel. Er legte 1932 dem Gemeinderat von Brunndöbra ein Konzept vor, in dem der Klingenthaler Ortsteil und das Gebiet rund um den Mittelberg zu einem international bekannten touristischen Anziehungspunkt geformt werden sollte. Die Bezeichnung „Böllerschanze“ hatte Meisel nach eigenen Angaben „nur der leichteren Bearbeitung halber gewählt“.
Meisel hatte eine Großschanze erdacht, die etwa in der Gegend errichtet werden sollte, an der sich heute auch die Sparkasse Vogtland Arena befindet. Meisel hatte die Vision, dass Klingenthal ein Bewerber um die Ausrichtung der IV. Olympischen Winterspiele von 1936 werden würde. Als Mammutschanze mit Rekordweiten von bis zu 200 Metern sollte die Böllerschanze in die Geschichte des Skisports eingehen. Bedenkt man, dass der damalige Rekord im Skispringen bei gerademal 84 Metern lag, ein kühnes Ziel.
Der damalige Bürgermeister Schraps befürwortete das Konzept von Meisel, nicht so aber die Forstverwaltung, die für den Bau größere Flächen Wald hätte abholzen müssen. An deren Widerspruch scheiterte das Konzept schließlich unmittelbar nach seiner ersten Veröffentlichung.
Am 21. Dezember 2005 fand schließlich der Jungfernsprung auf der Großschanze der Vogtland Arena statt. Heute ist diese Anlage die größte aller Schanzen in Klingenthal und regelmäßig misst sich hier die Weltelite des Nordischen Skisports.