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Folge 15
Auf den Leipziger Messen präsentierte der VEB KHW immer auch seine Premiuminstrumente aus der S-Serie, wie hier am Messestand im Jahre 1959.
© Archiv Museum

Folge 15

Stadtgeschichte(n) Folge 15
Ein ganz besonderer Klang macht Karriere

Vor einigen Tagen erhielt das Musik- und Wintersportmuseum Klingenthal ein ganz besonderes Objekt geschenkt. Das Pianoakkordeon WELTMEISTER S 5 passt perfekt in das Sammlungsziel des städtischen Museums. Der Schenker mit beruflichen Wurzeln in Klingenthal gab das wertvolle Instrument an die Sammlung, wo es nun in der ständigen Ausstellung zur 300-jährigen Geschichte des Musikinstrumentenbaus zu bestaunen ist.

„S“ steht für die Serie der „Sondermodelle“ welche in der sogenannten Sonder- oder Meisterwerkstatt des VEB Klingenthaler  Harmonikawerke entstanden. Sie waren durch eine besonders große Ausstattung in Tonumfang, Registern und Bässen gekennzeichnet und enthielten immer die neuesten Entwicklungen aus dem Akkordeonbau. In den 1950er Jahren, als die S-Modelle entstanden, befand sich der Akkordeonbau gerade im Wandel. Das Akkordeon war auf dem besten Wege die Konzertsäle zu erobern. Nicht mehr nur das volkstümliche Begleitinstrument war gefragt, sondern Originalkompositionen, Bearbeitungen klassischer Werke und experimentelle Stücke der Moderne stellten neue Anforderungen an Spielbarkeit und Klang der Instrumente. Die Akkordeonmusik wiederum profitierte von den neuen technischen Möglichkeiten. „Weltmeister“ machte seinem Namen alle Ehre und hatte auch im internationalen Vergleich maßgeblichen Anteil daran, dass sich das „Schifferklavier“ zu einem eigenständigen, den Instrumenten der Klassik ebenbürtigen Image wandelte. Das Akkordeon wurde zum Künstlerinstrument. Die Präsentation seiner außerordentlichen Klangraffinesse ist bis heute auch ein ausdrückliches Ziel des Internationalen Akkordeonwettbewerbs Klingenthal. Zahlreiche Teilnehmer erspielten sich in der Vergangenheit die begehrten Preise auch mit Solisteninstrumenten der Marke „Weltmeister“.

Eine der Herausforderungen welcher sich die Konstrukteure stellen mussten, war die Gestaltung der Klangfarben. Durch den großen Tonumfang musste es gelingen, bestimmte Tonhöhen oder -schwingungen  zu dämpfen oder klarer herauszuarbeiten. Zudem hat die S 5 mit 13 Diskantregistern, Tremolo und Musette – Stimmung eine 5-chörige Ausstattung und damit zwangsläufig mehr Zungen verbaut, als weniger groß ausgestattete Instrumente. Die Frequenzen der jeweiligen Anzahl der gerade schwingenden Zungen, abhängig vom geschalteten Register mussten in den gewünschten Einklang gebracht werden. So wurde auch in der Sonderwerkstatt des VEB KHW mit dem Einbau von Zwischenwänden und Kanälen im Innern experimentiert, welche allgemein unter dem Begriff des Cassotto zusammengefasst werden. Die Entwicklungen und Erfahrungen der S-Serie schließlich flossen auch in den Bau des Künstlerakkordeons „Supita“ ein und machten den Klang dieses Instruments unverwechselbar und international bei Solisten beliebt. Das Cassotto in seinen unterschiedlichen Bauarten ist bis heute bei allen namhaften Herstellern nur den großen Akkordeons vorbehalten, denn die Fertigung der Instrumente einschließlich der Reinstimmung wird um ein vielfaches schwieriger und aufwändiger. Die Konstrukteure in Klingenthal bemühten sich deshalb auch darum, den Effekt des Cassotto fertigungstauglicher zu machen. Das sogenannte Halb- oder Füllungscassotto entstand.

Der Schenker erhielt das Instrument von Betriebsdirektor Siegfried Männel und dem Leiter der Sonderwerkstatt Herbert Lorenz in den 1980er Jahren übereignet. - Überreicht wurde es ihm als Anerkennung für lange Jahre engagierte Arbeit für den VEB KHW. Jetzt ist die S 5 nach Klingenthal zurückgekehrt und hat ihren festen Platz neben anderen großen Akkordeons aus dem VEB Klingenthaler Harmonikawerke im Musik- und Wintersportmuseum gefunden.
 

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Druckdatum: 23.11.2024