Brandbekämpfung im Gelände
© FF KLINGENTHAL
FF Klingenthal im Katastropheneinsatz
Am 24.Juli brach in der Böhmischen Schweiz ein verheerender Waldbrand aus, welcher rasch auch auf den hinteren Teil der Sächsischen Schweiz übergriff. In der Folge entwickelte sich auf sächsischer Seite ein katastrophaler Waldbrand in einem bisher ungeahnten Ausmaß. Insgesamt kämpften in vier Wochen über 3000, meist ehrenamtliche Helfer aller Hilfsorganisationen gegen die Flammen. Auch Kräfte der Feuerwehr Klingenthal waren an diesem Einsatz beteiligt.
Am Morgen des 6. August erreichte uns eine telefonische Anfrage durch das Amt für Brand- und Katastrophenschutz in Plauen, ob wir für einen Löschzug des Katastrophenschutzes Waldbrandwerkzeuge zur Verfügung stellen könnten. Da in den letzten Jahren die Vegetationsbrandbekämpfung für uns in Puncto Ausbildung und Beschaffungen stärker in den Fokus gerückt war, konnten wir diese Anfrage positiv bestätigen und mehrere spezielle Waldbrandhaken und Lösch- beziehungsweise Schlauchverlegerucksäcke zur Verfügung stellen. Nur wenig später wurde auch Personal abgefragt, um den Löschzug zu verstärken. Eilig wurde in den Ortsfeuerwehren abgefragt, wer kurzfristig für einen mehrtägigen Einsatz zur Verfügung stünde. Dabei musste aufgrund der Urlaubszeit auch immer die Einsatzbereitschaft im Stadtgebiet im Auge behalten werden, so das letztendlich 5 Kameraden und Kameradinnen aus Klingenthal am Montag Morgen Richtung Bad Schandau reisten. Gemeinsam mit Einsatzkräften aus Muldenhammer und Jocketa bildete man fortan den „Taktischen Löschzug Vogtland 1“.

Nach der Ankunft im Bereitstellungsraum Bad Schandau erhielten wir durch die Einsatzleitung die ersten Einsatzaufträge. Spätestens da wurde jedem die Dimension dieses Einsatzes bewusst: allein um von der Einsatzleitung in den uns zugewiesenen Einsatzabschnitt zu gelangen war nochmals eine etwa 40 minütige Fahrt über einen schmalen Waldweg notwendig. Entlang unzähliger Schlauchleitungen (insgesamt wurden etwa 80km verlegt) ging es von der Elbe hoch in das Gebiet um den Großen Winterberg. Dort wurden wir beauftragt so genannte Kreisregner zurück zu bauen, welche neu positioniert werden sollten. Da dies alles fußläufig über mehrere Kilometer zu bewältigen war und sich entsprechend zeitaufwändig gestaltete, endete der erste Einsatztag nach dieser Tätigkeit mit der Fahrt in die Unterkunft nach Pirna. Am Folgetag wurden wir mit der Installation der Kreisregner im Bereich der Richterschlüchte beauftragt. Zusammen mit der Persönlichen Schutzausrüstung, Handwerkzeugen, Proviant und Schlauchmaterial wurden diese in einem mehrstündigen Fußmarsch in einer staubigen, heißen und unwirklichen Umgebung zu ihrem Bestimmungsort transportiert und dort aufgebaut. Immer wieder entdeckten wir entlang des Weges Glutnester, welche mit Haken aufgegraben und anschließend mit Wasser aus den Löschrucksäcken oder falls an dieser Stelle vorhanden, mit Schläuchen abgelöscht wurden. Mit den steigenden Temperaturen im Tagesverlauf entwickelten sich auch gelegentlich wieder kleinere Feuer, welche es zu bekämpfen galt. Unterstützung gab es dabei auch von Hubschraubern ,welche mit einer erstaunlichen Präzision bis zu 5000 Liter Wasser abwarfen. Trotzdem gilt die alte Feuerwehrweisheit: „Ein Waldbrand wird am Boden gelöscht!“ Denn teilweise saßen die Glutnester in einer Tiefe von bis zu 40cm. Ohne die kräftezehrende Arbeit am Boden können diese nie vollständig gelöscht werden. So arbeiteten wir bis in die frühen Abendstunden, ehe wir nach einer mehr als dringend notwendigen Dusche in unsere Feldbetten fielen. Auch der Mittwoch war wieder geprägt von der Suche und Bekämpfung von Glutnestern im steilen, felsigen Gelände. Lobend erwähnt werden muss an dieser Stelle die reibungslose Zusammenarbeit der vogtländischen Kräfte, jeder packte mit an und passte auf den Anderen auf. Ein tolles, kameradschaftliches Miteinander. Nach einem weiteren anstrengenden Tag im Gelände gab es für den „Taktischen Zug Vogtland“ noch eine Belohnung: Statt dem stundenlangen Fußmarsch zurück wurden unsere Einsatzkräfte mit mehreren Hubschraubern ins Elbtal geflogen. Sicherlich für alle Beteiligten ein unvergessliches Erlebnis.
Am Morgen des 11. August wurden wir aus dem Einsatz entlassen und traten den gemeinsamen Rückweg ins Vogtland an. Mit im Gepäck hatten wir unzählige Eindrücke und Erfahrungen, welche auch in die zukünftige Ausbildung und Ausstattung der Feuerwehr Klingenthal einfließen werden. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnte: Noch am selben Tag erhielten wir eine neue Anfrage für einen Einsatz in der Sächsischen Schweiz.

Während die Einsatzkräfte des ersten Abmarsches noch damit beschäftigt waren, die eingesetzten Geräte und Fahrzeuge zu Reinigen und wieder einsatzbereit zu machen, liefen bereits die Vorbereitungen für die Kräfte des zweiten Abmarsches. Erneut musste in unzähligen Telefonaten Personal geplant, unterwiesen und mit zusätzlicher Bekleidung ausgestattet werden. Dabei profitierten wir natürlich von den bereits gemachten Erfahrungen. So setzte sich am Sonntag Nachmittag, den 14.August der „Taktische Zug Vogtland 2“ in Richtung Sächsische Schweiz in Bewegung. Neben 7 Einsatzkräften aus Klingenthal bestand der Einsatzverbund aus Kräften aus Falkenstein, Auerbach, Grünbach, Schöneck und Muldenhammer. Gegen 18:30 Uhr erreichte man das Schadensgebiet und begann nach einer Lageeinweisung die Einsatztätigkeit. Wir teilten das Personal in eine Tag- und in eine Nachtschicht, denn es galt die Pumpenstrecke zur Wasserförderung von der Elbe beim Grenzübergang Schmilka bis ins Brandgebiet rund um die Uhr zu betreuen. Auf einer Länge von 7 km wurde mit insgesamt 19 Pumpen ein Höhenunterschied von 400m überwunden und mehrere tausend Liter Wasser pro Minute gefördert, was eine gute Koordination zwischen allen Maschinisten erforderte. Hervorzuheben sei an dieser Stelle die überragende Leistung der Bergwachten aus Sachsen, Thüringen und Bayern, welche mit ihren hoch geländegängigen Fahrzeugen und Quads nicht nur Personal und Material transportierten, sondern die unzugänglichen Pumpen auch mit den notwendigen Kraft- und Schmierstoffen versorgten. Eine weitere Aufgabe für unseren Zug bestand in der Koordinierung des Einsatzstellenverkehrs auf den einspurigen Waldwegen. Jedes Einsatzfahrzeug musste so eingetaktet werden, damit kein Begegnungsverkehr entstand, denn ein Stau hätte das Einsatzgeschehen erheblich behindert. Am Abend des folgenden Tages konnte die Wasserförderung in unserem Abschnitt eingestellt werden, die Lage hatte sich weiter entspannt und fortan unterstützten die vogtländischen Kräfte die Nachlöscharbeiten im deutsch-tschechischen Grenzgebiet. Wieder wurden die verbrannten Flächen nach Glutnestern abgesucht, mit Werkzeugen freigelegt und abschließend mit minimalen Löschwassereinsatz, zumeist aus Löschrucksäcken endgültig abgelöscht. Dabei arbeitete man auch mit Kräften aus Niedersachsen und lokalen Feuerwehren zusammen. Am Mittwochabend konnten die Feuerwehrmänner und -frauen aus Klingenthal ihren Einsatz beenden und reisten noch in der Nacht zurück. Wenige Tage später meldete die Einsatzleitung nach fast genau 4 Wochen „Feuer aus!“, die Aufräumarbeiten dauerten noch bis Anfang September.

Der Katastrophenwaldbrand in der Sächsischen Schweiz zeigte deutlich die vorhandenen Defizite im Katastrophenschutz bei der Waldbrandbrandbekämpfung auf. Die Bekämpfung von ausgedehnten Vegetationsbrände dürfte eine der zentralen Herausforderungen für die Zukunft sein. Daher gilt es sich auf allen Ebenen, also sowohl auf Gemeinde-, Landkreis, und Landesebene besser auf solche Ereignisse vorzubereiten. Nicht nur im Bereich von Ausrüstung und Fahrzeugtechnik, auch im Bereich der Aus- und Fortbildung besteht ein hoher Nachholbedarf. Als Feuerwehr Klingenthal werden wir weiter daran arbeiten uns auf ähnliche Szenarien bestmöglich vorzubereiten.
G.Hille
Stellv. Stadtwehrleiter