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Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr bescherte uns Dauerregen extreme Wasserstände in der Zwota und ihren Zuflüssen.
Auch diesmal bliebt der Pegelstand unter 160 cm. Knapp sind wir vor großflächigen Überflutungen im Stadtgebiet verschont geblieben. Andere Städte und Gemeinden hat es viel schlimmer getroffen. Schäden sind auch bei uns entstanden, mit sinkenden Wasserständen wird sich das ganze Ausmaß offenbaren.
Da die Wettervorhersage nichts Gutes erahnen ließen, fand bereits am Freitagabend mit den Führungskräften der Feuerwehr eine erste Beratung zu den anstehenden Aufgaben statt. Um im Einsatzfall schnell reagieren zu können, wurde festgelegt, dass am Samstagvormittag durch Kameraden der Wachen 1 und 2 vorsorglich Sandsäcke gefüllt und auf Fahrzeugen bereitgestellt werden. In der Wache 1 wurden die Voraussetzungen zur Einrichtung der Führungsstelle getroffen, da von dort aus alle Einsätze im Stadtgebiet koordiniert werden. Mit Erreichen der Hochwasserwarnstufe 2 erfolgte ab Sonntag 02.00 Uhr die Besetzung der Führungsstelle und es wurden regelmäßige Kontrollen im Stadtgebiet durchgeführt. Kurze Zeit später wurden die Wachen 1 bis 3 alarmiert.
Mittlerweile spitzte sich die Lage in der Gemeinde Muldenhammer dramatisch zu. In Jägersgrün und Rautenkranz wurde dringend Hilfe benötigt. Ein Großteil unserer bereits gefüllten Sandsäcke wurde dorthin transportiert. Kräfte der Feuerwehr Klingenthal halfen dort beim Sandsackverbau. Das Löschgruppenfahrzeug der Wache 3 verblieb bis Sonntagabend als Unterstützung in Muldenhammer. Parallel dazu lief das Füllen von Sandsäcken in Klingenthal. Die zwischenzeitlich alarmierten Kräfte der Ortsfeuerwehr Mühlleithen unterstützten dabei.
Insgesamt wurden über das Wochenende etwa 3000 Sandsäcke gefüllt und ausgelegt, ein Drittel davon kam überörtlich in der Gemeinde Muldenhammer zum Einsatz. Mit dem Hellwerden am Sonntagmorgen mehrten sich die Einsätze, bis Montagabend sollten es 40 sein. Schwerpunkte bildeten sich an der Brücke am „Grünen Baum“, dort rutschte die Bachmauer ab und ein Wohnhaus drohte unterspült zu werden. Nach der Brücke in der Richard-Wagner-Straße behinderte Treibgut den Bachlauf. Mehrere Einsätze u.a. mit der Drehleiter waren nötig, um es zu entfernen.
Zum Beladen der Fahrzeuge stellte uns der VSC Klingenthal einen Traktor zur Verfügung. Als dieser durch einen technischen Defekt ausfiel, erhielten wir von der Firma Heine einen Radlader. Andre Heine rückte selbst mit einem Bagger an, um Hindernisse aus dem Bachbett zu entfernen.
Eine Ablösung der Besatzung des überörtlich im Einsatz befindlichen Löschgruppenfahrzeuges der Wache 3 wurde organisiert. Der Einsatz des Fahrzeuges sollte sich bis Sonntag 20.00 Uhr erstrecken. Für Montagfrüh 05.00 Uhr war es wieder angefordert. Konnten wir mit unseren Kräften am Samstag und Sonntag noch aus dem vollen schöpfen, galt es für den Montag Lösungen zu finden, die der Arbeitsplatzsituation Rechnung trugen. Wir mussten deshalb auch einer weiteren Kräfteanforderung des Vogtlandkreises für den Montag leider eine Absage erteilen, da der Einsatz in Muldenhammer und im eigenen Stadtgebiet, die uns verfügbaren Kräfte und Mittel band. Die Richtigkeit dieser Entscheidung wurde Montagfrüh deutlich, als zusätzlich zur Hochwasserbekämpfung auch ein Schornsteinbrand im Stadtgebiet als Einsatzaufgabe zu bewältigen war.
Trotz des widrigen Wetters waren viele Menschen am Sonntag unterwegs. Mancher nur um seine Neugier zu befriedigen. Selbst unsere Absperrungen waren kein Hindernis. Rühmliche Ausnahmen bildeten die freiwilligen Helfer, die uns unaufgefordert beim Füllen von Sandsäcken unterstützten. Vielen Dank für diese unerwartete Hilfe.
Nicht ganz einfach ist auch an einem Sonntag die Versorgung von ca. 60 Einsatzkräften. Kurzfristige und unkomplizierte Unterstützung erhielten wir aus der Gaststätte „Zum Döhlerwald“. Die Kirchgemeinde „Zum Friedefürsten“ und die Gaststätte „Alte Drogerie“ sorgten am Sonntag für zusätzliche Mittag- und Abendverpflegung, die dankend angenommen wurde.
Außergewöhnliche Unterstützung leistete Frau Anke Färber. Sonntagmorgen um 06.00 Uhr erhielten wir aus dem EDEKA-Markt alles was wir benötigten, um die seit den Nachstunden im Einsatz befindlichen Kräfte zu versorgen. Vielen Dank für die schnelle und großzügige Hilfe, mit unseren eigenen Mitteln hätten wir das nicht geschafft.
Es gibt sie also doch, die Klingenthaler, die nicht meinen, dass Hochwasser das alleinige Problem der Feuerwehr sei.
Wir sollten uns nicht darauf verlassen, dass wir beim nächsten Mal wieder so viel Glück haben. Als Feuerwehr befanden wir uns technisch und personell mehrfach an unserer Leistungsgrenze. Zeitnah wird deshalb in der Feuerwehr eine Auswertung stattfinden. Mit den Ergebnissen werden wir uns an den Bürgermeister und die Stadtverwaltung wenden. Klären müssen wir auch, wie mehr freiwillige Helfer in die Hochwasserbekämpfung eingebunden werden können. Auch die Anwohner unserer Bachläufe sollten entsprechende Schlussfolgerungen ziehen und Eigenvorsorge treffen. Besonders wichtig erscheint dabei, dass die Bachläufe und deren Ufer freigehalten werden. Alles was schwimmt oder weggespült werden kann, sorgt bei Hochwasser an den Brücken und Unterführungen für große Probleme.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen meinen Kameradinnen und Kameraden für ihre Einsatzbereitschaft bedanken und darauf hinweisen, dass wir Mitstreiter suchen, denen es auch nichts ausmacht, sich für ihre Mitbürger ein Wochenende um die Ohren zu schlagen.
Gemeindewehrleiter
Roland Jung
© FF Klingenthal
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Titel: | Glück gehabt? - Ein turbulentes Wochenende aus der Sicht der Feuerwehr - |
Druckdatum: | 21.11.2024 |